Luzifer und die Bestie |
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Mit genialem Spürsinn und grosser Treffsicherheit hat Franz Hinkelammert erkannt, dass im Programm der abendländischen Rationalität ein Virus am Werk ist, der den Text dieser Rationalität immer wieder in sein Gegenteil verkehrt: der tödliche Kreislauf des Menschenopfers und seiner zwanghaften Rechtfertigung als ebenso unumgänglich wie nützlich und effizient. Menschenopfer sind leider notwendig, damit Gesellschaften vor tödlichen Bedrohungen gerettet werden können. Dieser, was in der griechischen Tragödie sehr richtig gesehen wurde, schicksalhafte Opferkreislauf bildet einen grossen Bogen vom Krieg gegen Troja bis zu den Kriegen der Nato, der Bombardierung Serbiens und des Iraks. Dem gegenüber steht eine klare Alternative aus der Frühgeschichte der Tradition Israels: die endgültige Beendigung aller Menschenopfer, so wie sie in der Geschichte von Abraham und Isaak (Genesis 22,1-19) mitgeteilt wird. Der tödliche Kreislauf des Menschenopfers wird in der Gewissheit Abrahams beendet, dass Gott die Opferung des Sohnes Isaak nicht will und deshalb verhindern lässt. Dieser Glaube Abrahams, wodurch er zum Stammvater der drei grossen monotheistischen Weltreligionen Judentum, Christentum und Islam wird, ist der eindeutige Gegenpol zu einem Denken, das Menschenopfer zur Erreichung angeblich höherer Zwecke für unumgänglich hält, also zu Militär und Krieg als Inkarnationen dieses Denkens. Der Soldat wird geopfert und sein Tod hinterher als tragisch verklärt: für das Vaterland oder für die Demokratie oder zur Bekämpfung des Terrorismus und wie immer diese hehren Zwecke alle heissen mögen. Wie steht es im Johannesevangelium in unübertrefflicher Knappheit geschrieben: «Der Teufel ist ein Mörder von Anfang an und steht nicht in der Wahrheit, denn die Wahrheit ist nicht in ihm» (Joh 8,44). Diese Logik kennen wir. Wer töten will, muss lügen!
Kategorie: Books Hersteller: Edition Exodus
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